Historische Entwicklung
Die Orte des Ilmetals, die am 16.11.1973 den Beschluss gefasst hatten, gemeinsam ab dem 01.03.1974 die größere Stadt Dassel zu bilden, haben, historisch betrachtet, einzeln einen recht verschiedenen Entwicklungsstand aufzuweisen.
Amelsen - nördlich von Markoldendorf im Ilmebecken gelegen, war leicht zugänglich für eine Erschließung. Daher wird der Ort in den Corveyer Überlieferungen schon 855/56 urkundlich erwähnt. Er gehörte stets zum Dasseler Gebiet, bei den Grafen, in den Bischofszeiten und bei den Welfen. 1345 werden 16 dienst- und vogtfreie Höfe, die Freien, in einer Urkunde mit Erbland angegeben.
Deitersen - ist ein altes Bauerndorf und trotz des Strukturwandels in der Landwirtschaft sind die vier ehemaligen Vollmeierhöfe heute noch landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe. Deitersen war im Mittelalter über den Bierberg leicht zu erreichen, da die Höhenwege bevorzugt wurden. In den Corveyer Überlieferungen, im Jahre 866 urkundlich erwähnt als Thiaberteshusen, ändert sich der Name im Laufe der Jahrhunderte in Thiedressun, Deithardessen, Detersen und nun Deitersen. Schon immer gehörte der Ort zur Grafschaft Dassel, nur von 1807 - 1813 in der Franzosenzeit zum Kanton Markoldendorf.
Die drei Orte Eilensen, Ellensen und Krimmensen, die "Seestädte", liegen in der Ilmeniederung dicht nebeneinander. Der alte Name "Seestädte" ist darauf zurückzuführen, dass bei großen Überschwemmungen der Ilme die Orte wie Inseln aus dem See herausragten. Jahrhundertelang waren die drei Dörfer aufeinander angewiesen. Auch heute sind sie als Ortschaft unter einer Ortsbürgermeisterin zusammengefasst. Stets waren sie in der Geschichte eng mit der Stadt Dassel verbunden, nur in der Franzosenzeit (1807 - 1813) gehörten sie zum Kanton Markoldendorf.
Bei Hilwartshausen tritt die politische Grenze zwischen Bischofs- und Herzogsland, die lange Zeit mitten durch das Dorf etwa entlang der heutigen Landstraße von Lauenberg nach Relliehausen verlief, nur noch wenig in Erscheinung. Vor und nach dem zweiten Weltkrieg entstanden in diesem Ort neue Siedlungsteile südlich der Landstraße und westlich des Ortes in Richtung Relliehausen.
Das Gut Hoppensen stammt schon aus der Zeit der Grafen von Dassel. Es wird im 14. Jahrhundert von den Herren von Oldershausen und dem Stift Gandersheim an die Ritter von Dassel verlehnt, die es später erwarben. Das Dorf Hoppensen ist erst 1622 von Georg II. von Dassel mit Erlaubnis des Herzogs Friedrich Ulrich von Calenberg errichtet worden.
Hunnesrück und Erichsburg waren Amtsdörfer. Heute sind sie zu einer Ortschaft vereint, nachdem zwischen beiden von 1643 bis 1803 die Landesgrenze verlief. Die Erichsburg wurde als Festung und Amtssitz 1527 bis 1530 von Erich I. von Calenberg erbaut und von Heinrich Julius von Wolfenbüttel 1604 bis 1612 erweitert. 1688 wurden die schadhaften Gebäude des ersten Bauabschnitts entfernt. Neben der Festung lag ein Vorwerk für die Landwirtschaft. Da die Welfen 1643 ihre Erichsburg als Amtssitz behielten, musste die bischöfliche Verwaltung auf dem Gelände des im 30-jährigen Krieg verwüsteten Dorfes Binder einen neuen Amtshof errichten, der nach der Burg Hunnesrück benannt wurde. 1867 wurde ein Remontedepot eingerichtet, das mit dem Landesgestüt Celle zusammenarbeitet. 1945 kamen Trakehner-Pferde nach Hunnesrück.
Lauenberg - an der Diesse, einem Nebenfluss der Ilme gelegen, unter der Lauenburg, die schon ein Amtssitz unter den Grafen von Dassel war, ist erst spät ein Dorf geworden, als Nachfolger des alten Kirchdorfes Detenissen. Die Welfenzeit gab die ersten Berührungspunkte mit der Stadt Dassel. In der zweiten Bischofszeit war das Dorf sehr auf sich angewiesen, da eine direkte Verbindung zu seinem Hoheitsträger, dem welfischen Amt Erichsburg, dem es zugleich mit halb Hilwartshausen, Relliehausen, Lüthorst und Portenhagen angehörte, nur durch das Bischofsland gegeben war.
Lüthorst - ein sehr alter Ort, wird schon 833 in den Traditionen des Bistums Fulda erwähnt. Lange Zeit unterstand Lüthorst den Herren von Homburg bei Stadtoldendorf, die schon unter den Grafen von Dassel hier Hoheitsrechte ausübten, so dass ein Amt Lüthorst entstand. In der Homburger Fehde zwischen den Herren von Homburg und dem Dorfadel, den Herren von Luthardessen, wurden diese von Homburgern besiegt und vertrieben. Dabei wurden alle Dörfer des Amtes Lüthorst und der Ort selbst zerstört. Heinrich von Homburg gestattete 1390 den Einwohnern, um ihren eigenen Ort wieder in Stand setzen zu können, die verwüsteten Ländereien der ehemaligen kleinen Dörfer der Fläche des Ortes Lüthorst hinzuzufügen und sie für den Eigenbedarf zu bebauen. Daher besitzt Lüthorst hinter der Kernstadt Dassel auch heute noch die größte Gemarkung im Stadtgebiet.
Mackensen - Das Dorf ist früh entstanden an dem uralten Hellweg, der von West nach Ost, von Westfalen ins Leinetal führte. 866 wird der Ort zuerst in den Corveyer Traditionen urkundlich erwähnt. Es liegt zwischen den Höhen des Buntsandstein-Sollings, den steilen Muschelkalkbergen und nicht weit vom Hellental entfernt. Jahrhundertelang war Mackensen der Grenzort zwischen der Grafschaft Dassel und dem Welfengebiet.
Markoldendorf - seit 1437 Flecken, erst 1939 mit der uralten Ortschaft Oldendorf vereinigt, zeigt noch heute erkennbar, eine historisch bedingte Zweiteilung. Im alten Kirchdorf "Oldendorf" südlich der Ilme hatten sich Großbauern niedergelassen, deren Höfe noch heute der Ortschaft das Gepräge geben. Im jüngeren "Flecken" dagegen gab es durchweg kleine Freibauern, die mit ihrem Erbland dem Freigericht Eilensen unterstanden. Sie zahlten noch 1769 eine sehr geringe Steuer dafür und waren seit alter Zeit zugleich Handwerker, vor allem auch Leineweber.
Portenhagen - ist erst im 12. Jahrhundert als Hagendorf angelegt worden, 1366 erstmalig urkundlich erwähnt. In der Homburger Fehde (1380) wurde es zerstört und war über zwei Jahrhunderte ein verwüsteter Ort. Erst 1583 bis 1589 wurde es wieder aufgebaut und blieb eng mit Lüthorst verbunden.
Das Amtsvorwerk Relliehausen, 1928 in die Stadt Dassel eingemeindet, hatte im Mittelalter eine verkehrsgünstige Lage in der Senke zwischen dem Muschelkalk des Barberges (später Burgberg genannt) und den Buntsandsteinhöhen des Sollings. 31.12.1119 zuerst als Regildinghusen urkundlich erfaßbar, wurde Reylinghehusen, so in der Verkaufsurkunde des Grafen Simon von Dassel erwähnt (15.02. 1310), Vorwerk des Amtes Hunnesrück und seit 1523 Vorwerk des Amtes Erichsburg. Durch die 1584 errichtete Papiermühle wurde der Ort auch zur Arbeitsstätte für die Bevölkerung der 000ii0000000 umliegenden Dörfer.
Sievershausen - Wenn Helmut Jaster seinem Buch über das Dorf die Überschrift gibt "Sievershausen im Solling", so kann man ihm darin zustimmen. Dieser Ort, rings von Wald umgeben, war im Mittelalter und in der Neuzeit stark isoliert, dafür aber stets mit dem Solling verbunden. Daher haben sich hier viele Sagen und Brauchtum erhalten, die anderswo längst verschwunden sind. Das Dorf ist heute für Menschen, die hier ihre Freizeit verbringen und den Solling durchstreifen wollen, gemeinsam mit der Abbecke ein geeigneter Urlaubsort.
Wellersen - an der Diesse gelegen, östlich von Hoppensen, bestand aus einem Rittergut, dass auch eine Gerichtsbarkeit besaß und daneben lag eine Dorfsiedlung. Bei der Verkaufsurkunde des letzten Grafen von Dassel, Simon, (1310) an den Bischof von Hildesheim wird es namentlich als Wolderikessen erwähnt.